Von seiner Spitze blickte das kleine Kamel auf Hannes hinunter. Ihm war, als lachte es über ihn, der zu Weihnachten die Einsamkeit gesucht hatte und sich stattdessen nun die enge Stube mit ungeladenen Gästen und einem Weihnachtsbaum teilte. (Seite 150)

 

Cover: Weihnachtswunder in den BergenZum Inhalt

Die etwa sechsjährigen Zwillinge Julius und Josie fahren mit ihrer Tante Chris Richtung Alpen voraus, um dort Weihnachten auf einer Ferienhütte zu verbringen; die Eltern der Kinder kommen nach. Alles ginge wie geplant, kämen die Reisenden nicht in einen Schneesturm, in dem sie die Orientierung verlieren. Nach einer Panne inmitten der weißen Wüste gestrandet, sehen sie in der Ferne ein Licht. Dort angekommen, werden sie von Hannes, einem älteren Mann, der die Feiertage eigentlich alleine verbringen will, mehr oder weniger unfreiwillig aufgenommen, denn wegschicken kann er sie bei dem Schneesturm nicht.
Was zunächst als Zwangsgemeinschaft begonnen hat, entwickelt sich zu einem Weihnachten, wie es sich keiner der Beteiligten in den kühnsten Träumen hätte ausmalen können. Ob der Sturm doch sein Gutes hatte?

 

 

 

 

Meine Meinung

Vor einigen Jahren habe ich das von der Autorin unter dem Pseudonym Dorothea Morgenroth veröffentlichte Buch „Die Bank unter der Linde“ gelesen und in sehr guter Erinnerung behalten. Als ich nun, gegen Ende der „Weihnachtsbuchlesesaison“, noch ein Weihnachtsbuch lesen wollte, griff ich bewußt nach diesem hier. Auch, wenn ich es als „richtiges Weihnachtsbuch“ bezeichnen würde, konnte es mich doch nicht vollends überzeugen.

Was allerdings nicht an der Geschichte lag. Die hat mir durchaus gefallen. Es sind verschiedene kleine Dinge, die überhaupt nichts miteinander zu tun haben, welche die Handlung in Gang bringen und dafür sorgen, daß sich die Figuren treffen und ein sicherlich unvergeßliches Weihnachten miteinander verbringen. Vom Motiv des Schneesturmes her hat mich die Erzählung entfernt an Adalbert Stifters „Bergkristall“ erinnert, in dem ebenfalls ein starker Schneefall die wesentlichen Ereignisse in Gang bringt.

Allerdings gehen hier keine Kinder verloren, sondern stranden zusammen mit ihrer Tante, nachdem sie vom Weg abgekommen sind, beim griesgrämigen Almbauern Hannes, der eigentlich nur deshalb auf der einsamen Hütte ist, weil er seine Ruhe will; die wird nun kräftig gestört.

Trotz der nur knapp 190 Seiten Text empfand ich die Figuren als gut vorstellbar geschildert, die Umgebung nahm in meinem Kopf Gestalt an und ich habe zwischendurch das Gefühl gehabt, selbst mitten in dem beschriebenen Schneesturm festzuhängen. Wie man sich unter diesen Umständen auf Weihnachten vorbereitet, kann tatsächlich Weihnachtsstimmung erzeugen, zumal im Gegensatz zu den meisten Büchern dieses Genres hier der religiöse Hintergrund - die Geburt Jesu - eine Rolle spielt.

Und da bin ich auch an meinem Kritikpunkt angelangt. So sehr es passend ist, in der Handlung Parallelen zur biblischen Erzählung zu sehen, so gut und passend die sind, so berechtigt die Figuren immer wieder darauf hinweisen, so erschien mir in der Hinsicht leider Einiges aufgesetzt, nicht unbedingt übertrieben, aber manchmal sogar missionarisch. Es gibt viele Bücher, in denen der christliche Bezug so gut integriert ist, daß man das als völlig normal ansieht, weil es sich folgerichtig aus der Figurenzeichnung und dem Handlungsfortschritt ergibt. Hier hatte ich öfters das Gefühl (vor allem wenn die Figuren beten), daß das mit aller Gewalt irgendwie ins Buch mußte (um eine christlich geprägte Zielgruppe zufrieden zu stellen?). Das fand ich etwas schade, denn die handlungsmäßigen Parallelen zwischen der erzählten Geschichte und der biblischen Weihnachtserzählung sind offensichtlich und fast schon zwangsläufig erkennbar. Da hätte es für meine Begriffe eines „Holzhammers“ nicht mehr bedurft.

Das mag jetzt abwertender klingen, als ich es meine, und sollte niemanden vom Lesen des Büchleins abhalten. Denn wie gesagt, die Geschichte an sich ist gut erzählt, ich habe sie gerne gelesen und sie hat mir wirklich gut gefallen. Schön auch der Ausblick im Epilog auf die weiteren Geschehnisse der Monate nach diesem Weihnachtsfest.

Ganz zum Schluß sei noch die im Buch enthaltene „Geschichte vom kleinen Kamel, das auszog, um Ruhm und Ehre zu erlangen und stattdessen das Licht des Lebens fand“ erwähnt. Alleine dieses tief- und hintergründige Märchen macht das Buch lesenswert.

 

Mein Fazit

Eine Weihnachtsgeschichte mit starken Bezügen zur biblischen Erzählung, das gut auf die Weihnachtszeit einstimmen kann.

 

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