Den Trugschluss, dass die Naturwissenschaft die Erklärung für den Ursprung allen Seins liefern würde, hatte ich noch relativ leicht durchschauen können. (Seite 56)

 

Cover: Expedition zum UrsprungZum Inhalt

Schon seit seiner Kindheit beschäftigt Albrecht Kellner die Frage nach dem Sinn des Lebens. In den Naturwissenschaften meint er, die Erklärung für „das, was die Welt zusammen hält“, finden zu können und studiert deshalb Physik. Doch je weiter er in seinem Studium fortschreitet, um so mehr erkennt er, daß die Physik diese Fragen nicht beantworten kann. So gibt er sein Stipendium in den USA auf und sucht anderweitig nach Antworten auf seine Fragen, ohne diese jedoch zu bekommen. Schließlich wird er da fündig, wo er überhaupt nicht damit gerechnet und demzufolge auch nicht gesucht hatte.

 

 

 

Meine Meinung

Wer sucht nicht nach dem Sinn des Lebens, oder zumindest nach dem Sinn des eigenen? Vermutlich die meisten Menschen beschäftigen sich während ihres Lebens mehr oder weniger intensiv mit diesen Fragen, finden nicht gleich eine Antwort - und gehen zum „Tagesgeschäft“ über. Nicht so der Autor. Ihn treibt die Frage nach dem Sinn so stark um, daß er sein Studienfach danach auswählt, ob diese Frage beantwortet werden kann. Das war der Grund für sein Physikstudium - denn die Physik muß doch erklären können, was die „Welt im innersten zusammen hält“. Doch je weiter er in seinem Studium fortschreitet, um so mehr erkennt er, daß die Naturwissenschaft seine Fragen nicht beantworten kann und wird, denn die Frage nach dem Sinn gehört schlicht und ergreifend nicht zum Inhalt des Fachs. Die Physik beschreibt wissenschaftlich Vorgänge, aber sie erklärt nicht die Dinge dahinter. Warum (im Sinne des letzten Sinnes, nicht des zugrunde liegenden physikalischen Gesetzes) etwas so ist, wie es ist bzw. sich so verhält, wie es sich verhält.

Aber genau das wollte der Autor wissen, er brach das Stipendiatsstudium in den USA ab und machte sich auf die Suche. Wie sich diese Suche gestaltete, was er dabei alles erlebte, welche Umwege er in Kauf nahm und wie er schließlich fündig wurde: das erzählt Albrecht Kellner in seinem Buch, das 2010 erstmals erschienen ist und nun in einer bearbeiteten und erweiterten Neuauflage vorliegt.

Er beginnt seine Suche in der Physik, es bleibt demzufolge nicht aus, daß Sachverhalte aus seinem Fachgebiet eine Rolle spielen und im Buch erwähnt werden. Selten jedoch habe ich auch schwierige physikalische Vorgänge so klar und verständlich beschrieben gefunden wie hier, weshalb sogar ich technischer Laie das problemlos nachvollziehen und verstehen konnte. Er verschweigt im Folgenden aber auch nicht die Wege und Irrwege, die er bei seiner Suche einschlug. „Bewußtseinserweiternde Substanzen“ etwa, gemeinhin Drogen genannt, seine Ausflüge in die fernöstlichen Lehren, in die Esoterik oder den Kontakt zu Krishnamurti.

Aber womit er sich auch beschäftigte, wen er auch traf, mit wem er auch sprach - seine Fragen wurden eher mehr als daß auch nur eine beantwortet wurde. Auf die Idee, er könne im Christentum eine Antwort finden, kam er nicht. Damit glaubte er, schon in seiner Jugend abgeschlossen zu haben. Durch Vermittlung seiner damaligen Freundin bekam er Kontakt zu einem Counsellor, wie es sie seinerzeit wie Sand am Meer in Amerika gab. Der war im Hauptberuf eigentlich Pastor und tat nichts weiter, als ihn auf passende Stellen der Bibel hinzuweisen.

Hier nahm das Leben des Autors eine Wende, denn genau da, wo er nie gesucht hatte, genau da, wo er es von vorneherein ausgeschlossen hatte - genau da war er offensichtlich fündig geworden. Und so beschreibt er im zweiten Teil seines Buches den Weg, den er nun ging, und an dessen Ende die Beantwortung all seiner Fragen stand. Auch dieser Teil der Suche ist genauso gut lesbar geschrieben, wie der bisherige Weg und vermag dem Leser zu vermitteln, wie Kellner zu seinen Einsichten und Überzeugungen kam.

Interessant in diesem Zusammenhang fand ich, daß es ihm weder darum geht, eine bestimmte Konfession zu bevorzugen oder gar zu „empfehlen“ noch darum, unbedingt entweder einen Widerspruch oder eine Übereinstimmung der Bibel mit den Erkenntnissen der Naturwissenschaft herauszuarbeiten. Obwohl inzwischen gläubig geworden, bilden Bibel und Naturwissenschaft für den Autor keinen Gegensatz (vgl. z. B. S. 164, S. 201f oder S. 207f), im Gegenteil: das Eine vermag das Andere zu bestätigen.

Insgesamt nimmt der Autor den Leser auf seine Suche und Entdeckungsreise durch alle Wege und Irrwege mit und ermöglicht es, seine Suche und seine Schlußfolgerungen nachzuvollziehen. Selten fand ich in einem Buch die Frage nach dem Sinn des Lebens so deutlich als Thema und so nachvollziehbar beantwortet. Großartig.

 

Mein Fazit

Auch schwierige Themen verständlich darstellend, beschreibt der Autor seine Suche nach dem Sinn des Lebens bis hin zu Antwort auf diese Frage. Eines der besten Bücher zum Thema, das mir je begegnet ist.

 

 

Über den Autor

Albrecht Kellner, 1945 in Swakopmund (Namibia) geboren und dort aufgewachsen, studierte von 1965 bis 1970 Physik an der Universität Göttingen. 1976 promovierte er über ein Thema der Allgemeinen Relativitätstheorie Einsteins und war anschließend als wissenschaftlicher Assistent am Institut für Theoretische Physik in Göttingen tätig. Von 1977 bis 1986 arbeitete er bei der Firma INTERATOM im Bereich Störfallanalysen Schneller Brüter. Bis 2009 war er als Manager und Leitender Angestellter in verschiedenen Bereichen und schließlich als stellvertretender Technischer Leiter bei der EADS Astrium Space Transportation in Bremen tätig. Er ist verheiratet und Vater von zwei Söhnen.

 

Bibliographische Angaben siehe diesen Beitrag: Kellner, Albrecht: Expedition zum Ursprung (Buchdaten)

Cookies erleichtern bzw. ermöglichen die Bereitstellung unserer Dienste. (Bei der Nichtannahme von Cookies kann die Funktionsfähigkeit der Website eingeschränkt sein.)