Verfolgung, das ist für uns wie die Sonne, die im Osten aufgeht. Sie kommt immer wieder. Das ist unser Alltag, das ist nichts Besonderes oder Unerwartetes. (Seite 170)
Nik Ripken verspürte den Ruf, in die Mission nach Afrika zu gehen, und ging Anfang der 90er Jahre mit seiner Frau Ruth u. a. nach Malawi, um dann für einige Jahre in Somalia unter widrigen Bedingungen den Ärmsten der Armen zu helfen. Schnell war klar, daß man in diesem islamischen Land nur helfen kann, wenn man über Religion oder Glaube kein Wort verliert. Ripken erzählt, wie er mit seinen Helfern dort lange, bevor die UNO auf das Elend aufmerksam wurde, oft unter Einsatz seines Lebens, ganz praktische Hilfe organisierte und leistete.
Als nach rund fünfzehn Jahren die Zeit in Afrika zu Ende ging, begann er, verfolgte Christen auf der ganzen Welt zu besuchen, um von ihnen zu erfahren und zu lernen, wie man auch bei schwerer Verfolgung, etwa in China oder den islamischen Ländern, überleben kann. Dabei bekam er erstaunliche Geschichten und Erlebnisse zu hören, über die er in seinem Buch berichtet.
Kommentar / Meine Meinung
„Mein Reich ist nicht von dieser Welt.“ (Joh 18.36) Selten habe ich eine so eindrückliche Auslegung dieses Jesuszitats gefunden wie hier durch dieses Buch, das in zwei Teile zerfällt: in die Zeit des Autors in Afrika und die dann folgenden Reisen durch die ganze Welt. Den Missionsbefehl Jesu („Geht hinaus in alle Welt“) hat der Autor wörtlich genommen, auch wenn das teilweise jahrelang hieß, kein Wort über Glauben und Religion zu verlieren und darauf zu hoffen, daß die selbstlose Hilfe ein Beispiel ist, das für sich selbst spricht.
Nik Ripken ist ein Pseudonym. Und wenn man das Buch liest, wird man sehr schnell verstehen, weshalb er - auch Jahre nach den berichteten Ereignissen - seine Identität verbergen muß. Denn für seine Gesprächspartner oder auch die Menschen, denen er geholfen hat, könnte es sonst gefährlich werden - lebensgefährlich, wie mehrfach im Buch nachzulesen ist.
So liest man auf Seite 128f von einem Leserbrief und Antwort des Herausgebers der Zeitung auf die Frage, weshalb man somalische Christen töten sollte. Er schrieb sinngemäß, daß es nicht „kosteneffektiv“ sei, die Ausländer (gemeint sind die Helfer) umzubringen, weil die dann zu Martyrern würden. Besser brächte man die somalischen Christen um, weil dann die Ausländer ausreisen würden, weil sie nicht ansehen könnten, wie ihre Glaubensbrüder umgebracht würden.
In ausreichend nüchterner Sprache, so daß das zu ertragen ist, erzählt der Autor von seinem eigenen Werdegang wie auch seiner Tätigkeit in Afrika, vor allem Somalia. Er berichtet von dem unsäglichen Leid und den Clankriegen, die es oft unmöglich machen, den betroffenen Menschen zu helfen.
Nach der Rückkehr in die USA widmete sich Ripken einem anderen Projekt: er ist viele Jahre lang in Länder gereist, in denen Christen (oft systematisch) verfolgt wurden und werden,um mit den Betroffenen zu sprechen und zu lernen, wie sie unter solchen Bedingungen überlebt haben. Dabei kam er nach Rußland, in Länder des ehemaligen Warschauer Paktes, aber auch nach China oder islamische Länder.
Die Betroffenen, mit denen er unter teilweise widrigen Umständen sprechen konnte, erzählen von Verfolgungen, die mich an die Zeit der ersten Christen hat denken lassen. Jesus hat solches ja vorausgesagt - und es hat sich offensichtlich bis heute daran nichts geändert.
Gleichzeitig machen diese Berichte deutlich, unter welch fast schon paradiesisch zu nennenden Umständen wir Christen hier in den westlichen Ländern leben. Sicher gibt es eine zunehmende Säkularisierung, die teilweise bis hin zur Christen- und/oder Glaubensfeindlichkeit geht. Aber mit Schwierigkeiten und Verfolgung, wie viele unserer Glaubensbrüder und -schwestern in anderen Ländern dieser Erde (Mitgliedsstaaten der UN!) zu tun haben, sind wir hier (noch?) verschont.
In meiner Rezi zu Davis T. Bunns und Janette Okes Buch „Die Flamme der Hoffnung“ habe ich u. a. über das „Feuer der Begeisterung“ geschrieben:
Wie überhaupt seinerzeit jenes Feuer, das heute weithin erloschen zu sein scheint, allgegenwärtig brannte. Irgendwann beim Lesen stellte sich mir die Frage, wann dieses Feuer eigentlich heruntergebrannt, die Begeisterung verschwunden und sich eine Art „statisches Leben“, in dem für Wunder kein Platz mehr war, eingestellt hatte.
Wenn man „Gottes unfassbare Wege“ liest wird man unversehens darauf gestoßen, daß eben dieses „Feuer“ auch heute noch so stark brennt wie vor rund zweitausend Jahren. Immer mehr hat sich mir der Eindruck aufgedrängt, daß starre Organisation, daß ein Eintauchen zu sehr in „diese Welt“ schädlich für den Glauben ist, und es uns Christen vermutlich gut täte, ein ordentliches Stück von „dieser Welt“ abzurücken.
„Mein Reich ist nicht von dieser Welt.“ Was dieser Satz bedeutet, welche Sprengkraft in ihm enthalten ist (vgl. Seite 272f), durchzieht dieses Buch wie ein Leitmotiv, was den Leser zwingt, immer wieder die eigene Denkweise, die eigene Position infrage zu stellen. Gerade für uns in „sicheren Ländern“ lesenswert. Denn wegen des Besitzes einer Bibel kommt hier niemand ins Gefängnis oder wird gar umgebracht. Ganz im Gegensatz etwa zu China oder Somalia.
Kurzfassung
In nüchterner Sprache ein eindrücklicher Bericht aus erster Hand über die Schwierigkeiten, Menschen in Kriegsgebieten helfen zu wollen sowie Leid und (Christen-)Verfolgung in unseren Tagen. Lesenswert gerade für uns, die wir das nur aus den Nachrichten kennen.
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Über die Autoren
Nik Ripken ist ein Pseudonym, das der Autor zum Schutz seiner Kontaktpersonen gewählt hat.
Gregg Lewis ist Lournalist und Autor sowie Koautor von mehr als 50 Büchern. Er lebt in Rome, Georgia.
Bibliographische Angaben
Originaltitel: The Insanity of God. Aus dem Amerikanischen von Dr. Friedemann Lux
335 Seiten, kartoniert. Verlag: Brunnen Verlag, Gießen 2013