„Ein Adler fliegt allein.“ (Seite 51)
Zum Inhalt
Als sehr junges Mädchen verläßt Marta ihren brutalen Vater und ihre Heimat in den Schweizer Bergen. Über verschiedene Stationen lernt sie in Kanada Niclas kennen, den sie heiratet. Sie lassen sich mit ihren Kindern in Californien auf einer Farm nieder. Marta ist durch die schlimmen Erfahrungen ihrer Jugend zu einer harten Frau geworden, die für ihre so ganz anders geartete Tochter Hildemara nur wenig Verständnis aufbringt. Die Geschichte scheint sich zu wiederholen.
Kommentar / Meine Meinung
„Ein Adler fliegt allein.“ Das ist das Motto Martas. Aber nicht jeder Mensch ist ein Adler. Oder will einer sein.
Es ist sehr lange her, daß mir eine Buchvorstellung so schwer fiel wie diese. Ich müßte das Buch vermutlich gut finden, aber kann mir ein Buch gefallen, das eine unsympathische Protagonistin hat und für das mir über weite Strecken nur die Charakterisierung „deprimierend“ einfällt? Zählt es da, ob ein Buch gut geschrieben ist, und wenn ja wie viel? Es ist ein Familiengeschichte, und mir wurde wieder einmal klar, weshalb ich solche nur selten lese. Selbst wenn es am Ende gut ausgeht, ist der Weg dorthin meist mit (zu) viel Leid gepflastert.
Und genau damit fängt das Buch an: mit der leidvollen Kindheit Martas in der Schweiz. Die Härte wird durch nichts abgemildert und macht dem Leser die Verhältnisse, unter denen sie aufwachsen mußte, um so deutlicher. Früh verläßt Marta ihre Heimat, um über Stationen in der Schweiz, England und Kanada schließlich in Californien zu landen. Dort bewirtschaftet sie mit ihrem Mann Niclas und den inzwischen vier Kindern eine Farm - der Traum ihres Mannes, wohingegen sie immer davon geträumt hatte, eine Pension zu führen. Diese hatte sie sich in Kanada aufgebaut, jedoch zugunsten der Wünsche ihres Mannes aufgegeben.
Die leidvollen Erfahrungen ihrer Jugend haben sie geprägt und hart gemacht. Gegenüber sich selbst wie auch gegenüber den Kindern. Aber ihre älteste Tochter Hildemara ist nicht wie Marta, und das kann diese überhaupt nicht nachvollziehen oder verstehen. Sie legt gegenüber Hildemara, die sie für das Leben abhärten will, eine Strenge an den Tag, die mehr zerstört als daß sie aufbaut oder gar hilft. Dieses Spannungsfeld zwischen Mutter und Tochter durchzieht einen großen Teil des Buches, in dessen Verlauf wir beide Sichtweisen kennenlernen.
Aus der Lebensgeschichte Martas mögen ihre Gedankengänge und Handlungen erklärbar sein, doch sind sie auch verständlich? Tat sie mir zunächst leid, hat sich dieses Gefühl mehr und mehr in Ablehnung verwandelt. Am Ende ist es so weit, daß ich sie als eine der unsympathischsten Hauptfiguren, die mir je in einem Roman begegnet sind, bezeichnen möchte. Es fiel mir über weite Strecken schwer weiterzulesen, weil diese Marta mir das Lesen schwer gemacht hat. Wobei vielleicht hinzukommt, daß die Autorin ihre eigene Familiengeschichte in diesem Roman aufgearbeitet hat. In dem oben verlinkten Interview gibt sie einige Informationen dazu und es ist erstaunlich, wie viel von dem, was man im Roman vorfindet, eine Grundlage in der Wirklichkeit hat.
Der Roman ist flüssig lesbar geschrieben; die Figuren, soweit sie eine Rolle spielen, gut ausgeführt und in ihrem Denken und Handeln nachvollziehbar. (Gewundert habe ich mich nur, daß im Jahre 1906 eine Büste von Königin Elizabeth, und nicht noch von Königin Victoria, auf dem Pianoforte steht.) Aber das Buch ist der erste Band von zweien und endet demgemäß mit einer Art „Cliffhanger“. Gerade zu den letzten Seiten kann ich mich hier nicht äußern, ohne massiv zu spoilern. Und möglicherweise ist das ein weiteres Problem dieses Buches: es ist unvollständig ohne den zweiten Teil und kann nur mit diesem zusammen gesehen beurteilt werden.
Diesen zweiten Band werde ich dieser Tage, solange die Eindrücke noch frisch sind, lesen, und bin gespannt, ob mein derzeit etwas gespaltenes Urteil sich festigen wird, und in welche Richtung.
Kurzfassung
Eine Geschichte über mehrere Generationen und Kontinente. Für Liebhaber von Familiengeschichten sicher eine Empfehlung.
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Über die Autorin
Francine Rivers wurde 1947 geboren. Sie hat an der Universität von Reno studiert und danach als Journalistin gearbeitet. Schon als Kind wollte sie schreiben. In 1976 erschien ihr erstes Buch, dem etliche weitere im Romance-Sector folgten.
1986 erfolgte ihre Hinwendung zum Christentum, in dessen Folge sie lange nach geeigneten Themen für künftige Bücher suchte. Im Jahre 1991 erschien „Redeeming Love“ (dt. „Die Liebe ist stark“), in dem sie ihre Hinwendung zum Christentum verarbeitete. Francine Rivers schrieb seither zahlreiche christlich inspirierte Bücher, die teilweise hohe Auflagen erreichten. („Mark of The Lion“ - Trilogie über 500.000 Exemplare). „The Last Sin Eater“ wurde von Michael Landon jr. verfilmt.
Für Ihre Bücher wurde sie mehrfach mit Preisen, u. a. dem Christy-Award, ausgezeichnet. Die Autorin lebt mit ihrem Mann im Norden Californiens; das Paar hat drei erwachsene Kinder und mehrere Enkel.
Bibliographische Angaben
Der Folgeband: Rivers, Francine: Die Hoffnung ihrer Tochter
508 Seiten, gebunden. Originaltitel "Her Mother’s Hope". Aus dem Amerikanischen von Eva Weyandt. Verlag: Gerth Medien GmbH, Aßlar 2012