God never promised us an easy life, and I don’t think I need an easy life - just one I can feel good about.* (Seite 53)

 

Cover: ForgivenZum Inhalt

Ein Feuer zerstört die Scheune der Lundys, Winnie wird dabei verletzt und muß für einige Tage ins Krankenhaus. Samuel Miller, der vor einigen Jahren die Amischgemeinde verlassen hat (bzw. nicht beitrat), lehrt an der Universität und wohnt praktisch neben dem Krankenhaus. Damit Winnie nicht alleine ist, kümmert er sich um sie. Als sie einige Tage später aus dem Krankenhaus entlassen wird, stehen beide vor einer schwierigen Entscheidung: wenn es ein gemeinsames Leben geben soll, muß einer von ihnen sein jetziges aufgeben.
Währenddessen hat Jonathan, dessen Scheune niederbrannte, ganz andere Probleme. Sein Glaube und seine Gemeinde erwarten von ihm, daß er dem (oder der), der das Feuer verursacht hat, vergibt. Aber wie kann man jemandem vergeben, wenn sich dieser weder zu erkennen gibt noch die Verantwortung übernimmt?
Und dann steht natürlich immer noch die Hochzeit von Anna und Henry bevor. Mit einem geruhsamen Leben ist es bei den Brennemans und Lundys jedenfalls vorerst nichts.

 

Vorbemerkung

Die gespoilerten Textstellen (durch "[ ]" markiert) verraten wesentliche Inhalte des Buches. Um diese Stellen lesen zu können, bitte einfach mit gedrückter linker Maustaste darüber fahren (die Stellen quasi markieren). Der Text wird dann lesbar.

 

Kommentar / Meine Meinung

Verborgen soll, so wünscht sich so mancher der Protagonisten, etliches ihrer Handlungen und Vergangenheit sein. Und auch wir würden sicherlich gerne so einiges im Verborgenen bleibend wissen. Doch so ist es im Leben leider nicht; weder im richtigen noch im Buch.

Zwar ist gleich zu Beginn der Brand der Scheune das Aufregendste, was im Buch passiert, das heißt jedoch nicht, daß Langeweile aufkommt. Winnie, die in „Wanted“ verreist war in der Hoffnung, den Mann fürs Leben zu finden, wohnt wieder bei ihrem Bruder und ihrer Schwägerin Katie. Durch die beim Feuer erlittenen Verletzungen wird sie zur Ruhe, und damit zum Nachdenken gezwungen. Sam hatte vor einigen Jahren die Amischgemeinde verlassen, um zu studieren. Er ist ein beliebter Dozent an der Universität und wohnt gleich in der Nähe des Krankenhauses. Sein Bruder bittet ihn, sich um Winnie zu kümmern, denn für die Amisch ist es schwer, in die Stadt zu kommen. Nicht nur wegen der fehlenden Autos (und der für Buggies zu großen Entfernung), sondern auch auch Zeitgründen: die Äcker wollen bestellt sein. Und so passiert dann das, womit weder Winnie noch Sam gerechnet haben: langsam kommen sie sich näher und verlieben sich ineinander, natürlich nur im Verborgenen, will sagen, die beiden gestehen es sich nicht ein. Denn zu groß ist der Graben zwischen ihren beiden Welten.

Jonathan, Katies Mann und Bruder von Winnie, kämpft mit einem ganz anderen Problem: wer hat die Scheune in Brand gesetzt, das Leben seiner Tiere, und vielleicht das seiner Familie gefährdet? Es muß wohl jemand aus der Amischgemeinde gewesen sein, doch wer und warum? Sein Glaube, und die Ältesten, verlangen von ihm, daß er vergibt. Doch wie kann man jemandem vergeben, der sich nicht zu erkennen gibt? Wir als Leser wissen recht bald, wer das Feuer gelegt hat und warum. Ich habe mich beim Lesen immer wieder gefragt, wie ich wohl auf so eine Situation reagieren würde.

Jonathan will vergeben, kann aber nicht. Winnie will mit Sam zusammen leben (und vice versa), aber beide wissen nicht, wie das gehen soll. Und schließlich will Anna endlich Henry heiraten, denn inzwischen sind wir rund ein Jahr nach den Ereignissen von „Hidden“, dem ersten Band der Reihe.

Während der Handlungsstrang um Anna und Henry hier nur ein nebensächlicher ist, stehen die Beziehung zwischen Sam und Winnie sowie Jonathans innerer Kampf im Mittelpunkt des Buches. Sicher war es (genrebedingt) absehbar, wie sich das Verhältnis zwischen Winnie und Sam am Ende gestalten würde, den Weg der beiden dorthin fand ich durchaus nachvollziehbar, auch wenn man es hätte etwas ausführlicher beschreiben können. Aber für mich wurde beider Weg zu ihrer Entscheidung sowie die Lösung am Ende nachvollziehbar und glaubwürdig dargestellt. (Achtung: spoilert das Ende!)[ Wobei vielleicht gerade durch die Kürze und die wenigen Andeutungen der praktischen Folgen von Sams Entscheidung der Kontrast zwischen den beiden Welten, die Konsequenz für Sams Leben, um so deutlicher wurde. Noch mehr als bei Anna, die ja ebenfalls die englische Welt verlassen hat, aber hier in den Büchern im Wesentlichen nur in der Amisch-Welt „lebt“. ]

Den inneren Konflikt, in dem sich Jonathan befindet, konnte ich gut nachvollziehen. Es hat mich etwas an den Film „Amish Grace“ erinnert, in dem es um die Bewältigung der Folgen des Massakers in einer Amisch-Schule vom 2. Oktober 2006 geht und ebenfalls das Thema Vergebung die zentrale Rolle spielt.

(Achtung: spoilert das Ende!) [ Die Hochzeit Annas und Henrys wird im Epilog kurz beschrieben, dort auch - mehr oder weniger - die Verlobung Winnies mit Sam. Etwas schade fand ich, daß Annas Eltern im Buch kaum bis gar nicht in Erscheinung traten, da hätte ich mir ein paar Gespräche mehr gewünscht und nicht nur das Ergebnis. ]

Am Ende, nach 248 viel zu kurzen Seiten, habe ich das Buch innerlich ruhig und zufrieden zugeklappt. Alle offenen Fäden wurden verknüpft, der eine noch offene hat eine sehr eindeutige Richtung, wie er sich verknüpfen wird, und so bleibt - leider, leider - nur noch, die Brennemans und Lundys in ihr weiteres Leben alleine zu entlassen.

 

Kurzfassung

Während Winnie, die verletzt im Krankenhaus liegt, und Sam, der die Amischgemeinde vor einigen Jahren verlassen hat, um zu studieren, sich näher kommen, muß Jonathan mit dem Brand seiner Scheune und der für ihn nicht leichten Vergebung für den Brandstifter klar kommen.

 

Über die Autorin

Shelley Shepard Gray wuchs in Houston/TX auf, ging in Colorado aufs College und lebt mit ihrer Familie seit rund zehn Jahren im südlichen Ohio. Neben ihrer schriftstellerischen Tätigkeit ist sie in ihrer Kirchengemeinde aktiv. Etwa eine Autostunde von ihrem Wohnort entfernt gibt es eine Amischgemeinde. Durch die zahlreichen Besuche dort wurde sie zu dieser Buchserie inspiriert.

Sinngemäße Übersetzung und Bibliographische Angaben

* = Gott versprach uns niemals ein leichtes Leben, und ich glaube nicht, daß ich ein leichtes leben brauche - aber eines, in dem ich mich gut fühle.
248 Seiten, kartoniert. Verlag: Inspire / HarperCollins Publishers, New York NY, 2009

Die Serie "Sisters of the Heart":
Gray, Shelley Shepard: Hidden
Gray, Shelley Shepard: Wanted
Forgiven
Grace / Ein Geschenk für Katie

Ursprünglich geschrieben am 08. November 2010

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