Wie kommt es eigentlich, dass es nie leicht ist, Herr? (Seite 106)

 

Cover: Gezeiten der HoffnungZum Inhalt

Kate MacDonald schlägt sich mit ihrer vierjährigen Tochter mit mehreren Jobs durch. Kaum ist Craig Cole neuer Kommandant der Küstenwache auf Nantucket, geraten beide aneinander. Kein guter Start, vor allem, als es sich ergibt, daß seine Tochter von der gleichen Tagesmutter betreut werden wird wie die von Kate. Aber je öfter sie sich sehen, um so mehr fühlen sie zueinander hingezogen. Obwohl beide nach schlimmen Erfahrungen und Verlusten vorhaben, nie wieder eine Partnerschaft einzugehen.
Aber leider haben Verstand und Gefühl da eine jeweils andere Meinung. Doch die Hürden scheinen unüberwindbar.

 

 

 

Meine Meinung

Amerikanische Kleinstädte im Allgemeinen und solche auf Inseln im Besonderen scheinen eine ganz eigene Anziehungskraft zu besitzen, sonst wären sie nicht immer wieder Schauplätze für Bücher, Bücherserien und Filme. Soweit ich sie kenne, verbinde ich damit eine eher kleinstädtisch-ländlich geprägte Kulisse und einen Menschenschlag, der mit beiden Beinen auf dem Boden steht. Zu Beginn kommt meist jemand von außerhalb, mehr oder weniger problembeladen, entweder zufällig oder um einen neuen Anfang zu machen, der sich im Verlauf der Handlung integriert und seßhaft wird. Es geht also nicht um eine verzwickte Handlung mit vielen unerwarteten Wendungen und völliger Unvorhersehbarkeit des Endes, sondern der Weg ist das Ziel.

Das ist einerseits eine Art der Geschichtenerzählung, wie ich sie mag, weil sie andererseits sehr einem entspannten Lesegenuß förderlich ist. Und genau solches habe ich in diesem Buch gefunden. Das bedeutet nun nicht die Abwesenheit jeglicher Spannung oder Überraschung, aber eben in solch sinnvollen Grenzen, daß die Nerven nicht zum Zerreißen gespannt werden; nun, das würde ohnehin nicht zum Genre passen.

Der Autorin ist es sehr gut gelungen, die Stimmung und das Flair einer solchen Kleinstadt, die zudem auf einer Insel liegt, einzufangen. Zumindest soweit ich das beurteilen kann. Und obwohl ich mich mit dem Meer und allem, was damit zusammenhängt, eigentlich gar nicht anfreunden kann, hat sie es verstanden, Land und Leute so zu schildern, daß sogar ich als „Landratte“ mich dort vermutlich heimisch fühlen könnte.

Als ein weiteres großes Plus habe ich empfunden, daß - was im Genre des christlich geprägten Romans durchaus nicht immer anzutreffen ist - die Figuren auch in ihrer religiösen Einstellung bzw. der Häufigkeit, wie sie sich zu dem Thema - wenn überhaupt - Gedanken machen, sehr realitätsnah beschrieben wurden. Oft ist es ja so, daß „zufällig“ alle Hauptpersonen schwerwiegend religiös und kirchlich aktiv sind oder es im Verlauf der Handlung werden. Das dürfte oft ein Wunschdenken sein, welches im normalen Leben eher selten vorkommt. Hier im Buch ist das nicht so. Sicherlich gehen die meisten am Sonntag in die Kirche, beten in passenden Situationen, schreien dem Herrgott ein „meine Güte, warum das auch noch“ entgegen - und versuchen, mit ihrem Leben und so mancherlei widrigen Umständen und Belastungen aus der Vergangenheit so gut fertig zu werden, wie es eben möglich ist, ohne den Sinn für die Ansprüche und Möglichkeiten der Realität aus den Augen zu verlieren. Eben ganz so, wie das bei vielen Menschen im ganz normalen Leben auch ist. Mit anderen Worten: das Thema ist natürlicher Bestandteil des täglichen Lebens der Figuren, ohne daß es schamhaft verschwiegen wird (wie das heute meist üblich ist), aber auch ohne besondere Betonung darauf.

Dennoch ist es keine „einfach so dahinplätschernde“ Handlung, sondern im Verlauf des Buches wird deutlich, daß sowohl Kate als auch Craig mit schweren seelischen Belastungen und „Packen“ aus der Vergangenheit zu ringen haben, die ihr Denken und Handeln immer wieder beeinflussen und manches schwerer machen, als es ohnehin schon ist. Sie müssen sich mit Schuld, Vergebung, mit dem Loslassen der Vergangenheit auseinandersetzen, wollen sie nicht im Laufe der Jahre innerlich aufgefressen werden. Sowohl die Ausgangssituationen als auch die Auseinandersetzung (und letztlich „Auflösung“) damit schien realistisch und war für mich nachvollziehbar.

Ein dickes Lob bei der Gelegenheit übrigens für den deutschen Verlag, der die Reihe vollständig veröffentlicht hat. Wieder einmal (nach dem Boas-Verlag mit der Cape Refuge Serie von Terry Blackstock) ist es ausgerechnet ein kleinerer Verlag, der zeigt, daß es geht - der den Mut zur Vollständigkeit hat und nicht mitten in einer Reihe oder Trilogie abbricht.

Am Ende angekommen, ist diese Geschichte auserzählt. Allerdings bieten sich genügend Anknüpfungspunkte für weitere Romane in dieser Umgebung, die die Autorin auch genutzt hat. Glücklicherweise liegen bereits alle vier Bände in deutscher Sprache vor, so daß mein nächster Leseausflug nach Nantucket sicher nicht lange auf sich warten lassen wird.

 

Mein Fazit

Ein Wohlfühlbuch mit ernsten Untertönen. Der Einstieg in die Geschichten um die „Leute aus der Lighthouse Lane“ ist gelungen und macht neugierig auf die Folgebände.

 

 

 

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