Cover: Die Falle

 

Zum Inhalt

Tuttle raucht viel, trinkt viel und nimmt Drogen. Mit 26 (im Jahre 1978) hat er eine Thrombose im Bein und muß stationär behandelt werden. Kaum aus dem Krankenhaus entlassen, bekommt er einen Rückfall und ist für einige Zeit klinisch tot. Während der Zeit erlebt er, wie er von einem Dämon in die Hölle gezerrt, dort von einem Engel wieder herausgeholt wird und den Himmel gezeigt bekommt.
In diesem Buch berichtet er von diesem Nahtoderlebnis sowie den Folgerungen, die er daraus gezogen hat.

 

 

Kommentar / Meine Meinung

Von Nahtoderfahrungen liest man immer wieder, auch gibt es zahlreiche, mehr oder weniger ernsthafte, Bücher zu diesem Thema. Für die Karwoche schien mir ein solches Buch mehr als passend zu sein; aber nun, da ich es ausgelesen habe, weiß ich nicht so recht, was ich davon halten soll. Nicht vom Thema, sondern vom Buch.

Ivan S. Tuttle berichtet von einer Nahtoderfahrung, die er 1978 im Alter von 26 Jahren gemacht hat. Als die Sanitäter bei ihm eintrafen, war sein Körper bereits kalt; er galt als tot. In dieser Zeit, da er tot war, wurde er von einem Dämon aus seinem Körper gezerrt und in die Hölle gebracht. Die Beschreibungen, die der Autor von diesem „Besuch“ in der Hölle gibt, stimmen weitgehend mit den landläufigen Vorstellungen, die man damit verbindet, überein. An einer Stelle kam mir ein Bild aus „Hans Wundersam“, einen Kinderbuch von 1914, in welchem die Hauptfigur ebenfalls einen Blick in die Hölle werfen darf, in den Sinn. Tuttles Beschreibung paßte irgendwie zu dieser Kinderbuchdarstellung.

Mit der Erklärung „seine Zeit ist noch nicht gekommen“ wird er schließlich von einem Engel aus der Hölle befreit und mit zum Himmel genommen, in den er einen Blick werfen darf; die Beschreibungen blieben mehr allgemein. Er erhält auch etliche Informationen, was in Zukunft geschehen wird, aber unter der Maßgabe, nicht darüber zu sprechen oder zu schreiben, bis er die Erlaubnis dazu bekommt.

Das macht eines der Probleme mit diesem Buch aus. Tuttle begann in 2013 mit der Niederschrift, das Original ist 2014 erschienen. Das ist zu einem Zeitpunkt, da die Dinge, der er 1978 erfahren haben will, im Wesentlichen bereits eingetreten sind. Ich hatte, um einen Vergleich zu gebrauchen, das Gefühl, als ob ein Meteorologe aus dem Fenster sieht und die Wettervorhersage danach gestaltet, was er gerade sieht. Das hat dann mit Vorhersage oder Prophezeiung eher wenig zu tun, sondern mit Beschreibung dessen, was gerade ist.

Etwas konkreter wird er erst gegen Ende des Buches, da er Dinge vorhersagt, die noch geschehen sollen. Von dem, was in 2014 hätte passieren sollen, habe ich allerdings nichts mitbekommen. Was natürlich auch daran liegen mag, daß ich wenig Nachrichten höre und nur die hiesige Provinzzeitung lese. Andererseits bekomme ich einige Newsletter, und da müßte das vom Autor Beschriebene allerdings ein Thema sein. Inwieweit das Übrige, von dem er schreibt, eintreffen wird, bleibt abzuwarten - die Zeit wird es zeigen.

Das Buch erscheint typisch amerikanisch-evangelikal. Der Autor ist sehr von sich überzeugt und läßt nur seine Meinung gelten; immer wieder hatte ich das Gefühl, als wolle er mich als Leser manipulieren bzw. unter Druck setzen (sinngemäß „wenn Du mir nicht glaubst, wirst Du schon sehen, die Folgen mußt Du tragen, ich habe es Dir ja gesagt“). Es gibt im Wesentlichen nur Schwarz und Weiß; wie bei den Ansprüchen, die er stellt, er allerdings so viele Menschen im Himmel gesehen haben will, ist mir etwas rätselhaft. Wenn die Ansprüche wirklich so hoch sind, wie er schreibt, sollte im Himmel ziemlich viel Platz sein - lies der wäre relativ leer.

Das Buch ist stilistisch eher wie eine Predigt geschrieben, was verständlich wird, wenn man weiß, daß der Autor zum Einen als Pastor tätig ist (und demgemäß vermutlich predigt), zum Anderen durchs Land reist und Vorträge über seine Nahtoderfahrung hält. Da die Originalausgabe bei der Amazon CreateSpace Independent Publishing Platform erschienen ist, dürfte auch kein Lektorat durchlaufen worden sein.

Über Nahtoderfahrungen habe ich früher schon einiges gelesen; in den prinzipiellen Schilderungen stimmt Tuttles Beschreibung damit überein, so daß ich ihm sein Erlebnis glaube. Möglicherweise kommt seine Erzählung in mündlicher Form (bei einem Vortrag) besser und überzeugender an; hier im Buch konnte er mich zwar überzeugen, daß er ein solches Erlebnis gehabt hat, nicht jedoch von den Konsequenzen, die er daraus zieht und für allgemeingültig hält.

Insgesamt gesehen wird man für sich selbst entscheiden müssen, was bzw. wie viel man dem Autor glaubt und für wahr nimmt. Wenn einige seiner für die Zukunft prophezeiten Ereignisse eintreten, wird diese Entscheidung sicherlich leichter werden als bisher, da er nur bereits eingetroffene Entwicklungen beschrieben hat.

 

Kurzfassung

Tuttle schreibt über sein Nahtoderlebnis und die Folgen, die er für sich und die Menschen daraus gezogen hat. Sehr amerikanisch in der Einstellung und Schreibweise, wird jeder für sich selbst entscheiden müssen, inwieweit dem Autor zu glauben ist.

 

Über den Autor

Ivan S. Tuttle war bzw. ist in verschiedenen Branchen als Manager und Unternehmer tätig. Daneben wirkt er als Pastor und hält Vorträge über seine Nahtoderfahrung. Er lebt mit seiner Familie in Goodyear/Arizona.

Bibliographische Angaben

158 Seiten, kartoniert
Originaltitel: Entrapment. Aus dem Amerikanischen von Katharina Rebecca Burkart
Verlag: Grain Press Verlag, Vaihingen/Enz 2015